Die Grazer Kaffee-Szene ist seit letzten Dienstag um eine Kaffeebar reicher: Aroom. Das wäre an sich noch nichts Aufregendes, in der Grazer Kaffee-Szene ist das Erscheinen von neuen Kaffeebars ebenso wenig überraschend, wie das Verschwinden so mancher alteingesessener Kaffeehäuser.
Traditionelle Kaffeehäuser sowie Coffee-Shops im Stile von Starbucks & Co gab bzw. gibt es ja bereits einige, was neu – und bisher in Graz einzigartig – ist, daß sich das Team um Mag. Adi Peinsith, Mag. Thomas Schusteritsch und Head-Barista Barbara Bauer (ehemals die Seele einer Grazer Coffee-Shop Filiale in der Technikerstraße) kompromißlos der Qualität der angebotenen Produkte verschrieben haben. Und das gilt nicht nur für die Spezialitätenkaffees und jene Produkte die auf Kaffee – sprich: Espressi, perfekt zubereitet auf einer dreigruppigen La Marzocco FB80 und gemäß den Vorgaben der SCAE (Speciality Coffee Association of Europe) – basieren.
Aber vielleicht erzähle ich besser der Reihe nach…
Vor ein paar Wochen bekam ich einen Anruf eines jungen Mannes, man wolle in Kürze eine Kaffeebar in Graz eröffnen, habe die arrivierten steirischen Röster bereits besucht aber nirgends einen Kaffee gefunden, der den eigenen Vorstellungen auch nur annähernd entsprochen habe und habe per Zufall von einer Bekannten – die eine meiner gelegentlich stattfindenden Schauröstungen mit anschließender Verkostung besucht hatte und recht begeistert gewesen war – von unserer kleinen Rösterei erfahren.
Wir vereinbarten kurzfristig einen Termin und ein paar Tage später waren Adi und Thomas – zwei Betriebswirte mit einiger Praxiserfahrung – bei mir in der Rösterei und erzählten von ihren Vorhaben. Das Projekt sei an sich auf Schiene, man wolle wirklich guten Espresso anbieten, auch entsprechend gutes Personal anheuern bzw. einschulen, lediglich passenden Kaffee habe man noch keinen gefunden, und die endgültige Entscheidung bezüglich der Maschinerie wäre auch noch nicht gefallen.
Ein paar Espressi wurden verkostet, die beiden waren ziemlich begeistert und mir gefiel ihr Projekt ebenso gut wie ihre Einstellung. Ich erzählte ein bißchen von der Philosophie hinter meinen Bemühungen rund um’s Thema Kaffee und es ergab sich recht rasch ein gemeinsamer Nenner. In ein paar weiteren Treffen wurden passende Sorten/Mischungen gesucht – und gefunden – sowie die weitere Vorgangsweise besprochen. Die Zeit bis zur geplanten Eröffnung war ziemlich knapp und Eile war geboten.
Als kompetenter Partner für die „Hardware“ wurde Ing. Reinhold Fliedl von Espressolutions gefunden, den ich anläßlich eines Werksbesuches bei La Marzocco in Florenz näher kennen und schätzen gelernt hatte, und kurze Zeit später waren auch die Entscheidungen bezüglich Hardware getroffen. Die bis zur Eröffnung verbleibende Zeit war vor allem für das Aroom-Team recht streßreich, einerseits wurde beim Umbau kräftig mit Hand angelegt, andererseits wurden parallel dazu Barista-Trainings und weitere Verkostungen absolviert.
Letzten Dienstag war es dann soweit, das Lokal wurde eröffnet und bereits am ersten Tag von zahlreichen Kaffeeliebhabern getestet. Die Zwischenbilanz der ersten paar Tage und das Feedback der Kunden zeigen bereits, daß wirklich guter Espresso, Cappuccino & Co in der Grazer Gastronomie immer noch Mangelware – und daher auch sehr gefragt – sind, denn mit einem derartigen Ansturm hatte wohl niemand gerechnet. Natürlich gibt es auch weiterhin viel zu tun, gilt es doch das angepeilte – und bisher erreichte – Qualitätsniveau zu halten. Laufende Weiterbildung der Baristi und regelmäßige Evaluierung der angebotenen Produkte sowie der Zubereitungstechniken sind geplant bzw. werden bereits durchgeführt.
Mehlspeisen, kleine – frisch zubereitete – Snacks, ausgesuchte Weine, Tees und anderes runden das Angebot ab und werden sicherlich auch dazu beitragen, daß das Aroom zu einer echten Bereicherung für die Grazer Kaffeeszene wird. Und vielleicht gelingt es sogar, mit dem Aroom den Grundstein zu einer echten Spezialitätenkaffee-Szene – die ja in Österreich immer noch ein Schattendasein fristet – in Graz zu legen…